Die Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer zu Gast in Heidelberg

Veröffentlicht am 13.02.2012 in Veranstaltungen

Am 27.01.2012 lud der Gesamtelternbeirat der Heidelberger Schulen zu einem Informationsabend in die IGH ein. Zum Thema „Bildung geht uns alle an“ diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium mit den mehr als 300 anwesenden Gästen, darunter viele SchulleiterInnen und ElternvertreterInnen.

Die SPD-Kultusministerin gab einleitend einen kurzen Überblick über den Bildungsaufbruch in Baden-Württemberg, dabei sprach Sie unter anderem folgende Themen an: Die neue Landesregierung wird die Lehrerversorgung weiter verbessern, die landesweit 60 zusätzlichen Stellen für die Krankheitsvertretung sind nur ein Anfang. Die durch den zu erwartenden Schülerrückgang frei werdenden Lehrerstellen werden im Schulsystem bleiben und zur Umsetzung der im Koalitionsvertrag genannten Ziele genutzt werden. Dazu gehört auch die Einführung der Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg, beginnend mit 34 Schulen im Herbst 2012.

Die Podiums-Gäste hatten danach die Gelegenheit, zu Ihnen wichtigen Themen ein kurzes Statement abzugeben:

Daniel Hager-Mann, Schulrat im Staatlichen Schulamt Mannheim, rief das Thema Inklusion auf die Tagesordnung. Er wies gleichzeitig darauf hin, dass es Aufgabe aller Schularten ist, jedes Kind individuell zu fördern und den Unterricht differenziert zu gestalten.

Dr. Joachim Gerner, Heidelberger Bürgermeister für Familie, Soziales und Kultur begrüßte die Einführung der Gemeinschaftsschule und zeigte sich überzeugt, dass auch Heidelberg bald zu den Standorten gehören wird.

Christiane Staab, Bürgermeisterin der Stadt Walldorf und ehemalige Vorsitzende des Landeselternbeirats rückte die Ganztagsschule in den Fokus, für die sie verbindliche Qualitätsstandards fordert. Inklusion an dem Gemeinschaftsschulen erfordern eine optimale Ausstattung an Räumen und Personal.

Norbert Theobald, Vorsitzender des GEB Heidelberg machte deutlich, dass den Eltern der aktuelle Stundenausfall unter den Nägeln brennt und eine Ursachenforschung zwingend notwendig ist.

In der anschließenden Diskussion gab es natürlich viele Fragen an die Ministerin.

Auf Beschwerden der anwesenden Eltern, dass zurzeit mehr Unterricht denn ja ausfällt, reagierte sie mit dem Versprechen, nach den Gründen zu suchen. Sie geht davon aus, dass es ein „Steuerungsproblem“ gibt, da es ja zusätzliche Stellen für die Krankheitsvertretung gibt, für die nahe Zukunft versprach sie dennoch eine Aufstockung dieser Reserve.

Beim Thema G8/ G9 wurde der Unmut der Eltern deutlich, dass bisher noch immer keine spürbare Entlastung beim Stoffumfang erfolgt ist. Die Ministerin versprach auch hier, dass das entsprechende Referat bereits an der Entschlackung der Bildungspläne arbeitet.

Das Heidelberger Thema , die bevorstehende Schließung von Hauptschulstandorten, wurde ebenfalls angesprochen. Dies wird notwendig, weil die Zahl der HauptschülerInnen immer weiter sinkt, auch durch den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. In Redebeiträgen betroffener Eltern wurde deutlich, dass diese Schließungen schwere Einschnitte in der Schullandschaft hinterlassen werden. Dr.Gerner erklärte, dass die bleibenden Grundschulstandorte verschiedene Möglichkeiten erhalten werden, spezielle Profile zu entwickeln. Die zwei verbleibenden reinen Werkrealschulen werden sich zu Gemeinschaftsschulen entwickeln.

Ein weiterer kontrovers diskutierter Punkt war das Thema Inklusion. Das Staatliche Schulamt Mannheim ist Erprobungsregion und nach Aussage der anwesenden Verantwortlichen läuft es gut. Viele Eltern, vor allen Dingen, deren Kinder betroffen sind, lieferten Beispiele, dass es trotz allem Optimismus nicht gut und rund läuft. Bei dieser Diskussion wurde deutlich, dass eine gute inklusive Schule nur gelingen kann, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten und von Anfang an einbezogen werden: Ministerium, Schulträger, die Schulen und Eltern.

Die Moderatorin Professorin Monika Buhl, Dozentin für Schulpädagogik an der Universität Heidelberg, trug zur
Fachlichkeit der Diskussion bei, indem Sie auf Forschungen hinwies und wichtige Ergebnisse einstreute. Beispielsweise gibt es weniger Fälle von Burn-out unter den LehrerInnen, die moderne Lehrmethoden wie Individualisierung und Differenzierung in ihrem Unterricht anwenden.

Gegen 22 Uhr wurde die Veranstaltung dann beendet, ob wohl es immer noch Fragen im Publikum gab. Mehr als 300 TeilnehmerInnen haben gezeigt, dass es weiteren Gesprächsbedarf gibt und noch viele Antworten fehlen. Beispielsweise, wann die versprochene Entschlackung der gymnasialen Bildungspläne kommt oder weshalb die einzelnen Gymnasien nun doch nicht selbst entscheiden dürfen, ob sie einen parallelen G9-Zug anbieten.

An den Realschulen leidet man noch immer unter zu großen Klassen, da mehr und mehr G8-SchülerInnen dem Druck auf den Gymnasien nicht mehr standhalten können oder wollen und dann auf die Realschulen wechseln. Eine immer heterogener werdende Schülerschaft stellt die Kollegien der Realschulen vor große Herausforderungen, bei denen sie unbedingt unterstützt werden sollten.

Den Eltern brennen noch andere Fragen unter den Nägeln: Wann kommt die versprochene Parität der Schulkonferenz? Weshalb erfahren Eltern noch immer nicht, wann und weshalb welcher Unterricht ausgefallen ist? Es gibt wohl eine Verwaltungsvorschrift, nach der Schulleitungen den Schulgremien Auskunft geben müssen, doch wer hält sich daran? Wie kann Inklusion gelingen, wenn die wenigsten Eltern über ihre Rechte aufgeklärt sind und viele Schulen für eine inklusive Beschulung gar nicht ausgestattet sind? Wie werden die Lehrerinnen und Lehrer an den Regelschulen auf die neue Art des Unterrichtens aus- oder weitergebildet?

Die Eltern wünschen sich mehr Informationen und Transparenz!
Einer Landesregierung, die mit einem neuen Politikstil wirbt, sollte dies eine Herzensangelegenheit sein. Die Offenheit der Kultusministerin war ein guter Start für eine Kommunikation auf Augenhöhe und sollte unbedingt weitergeführt werden.

Marlen Pankonin
(stellvertretende Vorsitzende der SPD Heidelberg)

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